Bernd Hansen – in den 60er-Jahren musikalisch aktiv in einer Band – nach der Schulzeit unter anderem Studium der Germanistik – dann Lehrer – nach der Berufstätigkeit wieder in einer Band aktiv (die selbstgeschriebenes Bluesiges und Jazziges spielt) – ich bin verheiratet und lebe in Kiel.
Die 60er-Jahre und die Musik der 60er-Jahre haben mich motiviert, Geschichten zu schreiben. Über die Zeit, die Musik, die Entwicklung eines Menschen in einem bestimmten Zeitabschnitt. Inzwischen sind 3 Romane in Arbeit. Alle spielen in den 60er- und 70er-Jahren und beschäftigen sich mit jeweils demselben Protagonisten. Der sich entwickelt, also nicht derselbe bleibt.
Über die Musik dieser Zeit sagt Greil Marcus:
„Die Welt des Pop befand sich in einem Wettrennen mit der Welt an sich, der Welt der Kriege und Wahlen, der Arbeit und Freizeit, der Reichen und Armen, der Weißen und Schwarzen, der Männer und Frauen – und 1965 konnte man spüren, dass die Welt des Pop im Begriff stand, diesen Wettlauf zu gewinnen.“
Greil Marcus in: FASZ, 15. Mai 2005
Ein kleines Beispiel:
Scott McKenzies San Francisco-Song, wiewohl erst zwei Jahre später veröffentlicht, könnte erklären, was Marcus bewogen haben könnte, seine Aussage so zu formulieren. In dem Song ist die Rede von sanften, freundlichen Menschen und von einer ganzen Generation, die neue Erklärungen, neue Denkansätze mitbringt. Das, was mich damals am stärksten beeindruckt hat, sind die „strange vibrations“. Die habe ich wahrgenommen. Obwohl ich zu der Zeit gar nicht in San Francisco war. Diese Schwingungen waren weltweit zu spüren. Die Menschen kamen in Bewegung. Und Scott McKenzie ist nur ein Beispiel unter sehr, sehr vielen.
Als ich Jahre später in San Francisco auf der Haight-Ashbury stand, war eigentlich nichts Besonderes mehr zu sehen oder zu hören, aber die „vibrations“ habe ich als Quasi-Hintergrundrauschen noch gespürt.
Den Greil Marcus-Satz könnte man ausweiten: auf das Jahr 1967, das Jahr des Monterey-Festivals, das Jahr des „Summer of Love“, aber 1967 ist auch das Jahr, in dem Benno Ohnesorg erschossen wird; auf das Jahr 1968, allein schon wegen „1968“, es geht jetzt (wobei das nicht erst 1968 anfängt) ganz bestimmt nicht mehr nur um die Welt des Pop, sondern um „Handfesteres“, also zum Beispiel um den Konflikt zwischen der Jugend- und der Elterngeneration; auf das Jahr 1969, unter anderem wegen des Woodstock-Festivals, Höhe- und zugleich Endpunkt des „Summer of Love“. Aber die späten 60er sind auch Höhepunkt des Vietnam-Krieges. Und zugleich die Zeit der weltweiten Proteste gegen diesen Krieg.
Das ist ja nur ein sehr dürres Gerüst, das ich jetzt über einige dieser Jahre lege. Und ein sehr zwiespältiges, das jeweils Gegentendenzen mit aufzeigt. Unter anderem diese Ereignisse und Entwicklungen haben mich sehr bewegt.
Es ist aus diesem „Überholmanöver“, wie wir heute wissen, leider nicht so recht etwas geworden. Aber ein schöner Traum war es trotzdem. Der viel Optimismus in die Welt gesetzt hat und der sich ja vielleicht doch in dieser oder jener gesellschaftlichen Facette hinübergerettet hat in unsere Wirklichkeit.
